Geheimakte Tunguska (Deep Silver, PC DVD, 2006)

Meine zweite Spielkritik behandelt wie schon die erste ein klassisches Adventure, welche wie es sich manche vielleicht schon denken können, eines meiner Lieblingsgenre ist. Nach dem ein wenig enttäuschenden Paradise lagen nun die Hoffnungen aller Genrefans auf Geheimakte Tunguska, der bereits im Vorfeld einen sehr guten Eindruck machte und auch bei der (bei Adventures sonst sehr kritischen) Fachpresse gut weggekommen war.

Als Thema haben sich die deutschen Entwickler des Spiels (Fusionsphere Systems & Animation Arts) ein Interessantes Thema herausgepickt, nämlich das Tunguska-Ereignis von 1908. Damals ereignete sich eine Explosion gigantischen Ausmaßes in einer abgelegenen Region Sibiriens die im Umkreis von 30 km durch die Druckwelle ca. 60 Mio. Bäume entwurzelte. Bis heute sind die Ursachen der Explosion unklar, am wahrscheinlichsten ist laut Forschern ein Meteoriteneinschlag.

Wladimir Kalenkow ist im Spiel einer dieser Forscher, der in den 50er Jahren Expeditionen in das Gebiet unternommen hat. Er galt als Experte auf diesem Gebiet, bis er eines Tages ganz plötzlich in Ungnade der russischen Regierung gefallen ist und seine Forschungsergebnisse als Streng Geheim eingestuft wurden. Kalenkow verlässt derweil das Land und arbeitet nun im Naturkundlichen Museum in Berlin. Tunguska scheint vergessen, doch das täuscht: Seit einigen Wochen gibt es von verschiedenen Seiten wieder verstärktes Interesse an den Funden und den damals beteiligten Wissenschaftlern nicht nur seitens der russischen Regierung sondern auch der Wirtschaft sowie einer mysteriösen Sekte deren Mitglieder in schwarzen Kutten immer häufiger auftauchen.

Als Spieler schlüpft man in die Rolle der Nina Kalenkow, Wladimirs hübsche Tochter, die eines Abends statt ihres Vaters ein verwüstetes Büro vorfindet. An diesem Punkt steigt ihr ins Spiel ein und Versucht heruaszufinden was mit eurem Vater geschehen ist. Leider ist Kollege Max Gruber anfangs keine große Hilfe, er hat wegen seiner auten Musik nicht mitbekommen, was im Nebenbüro vorgefallen ist. Trotzdem bietet er bereitwillig seine Hilfe an – und ihr habt einen zweiten spielbaren Charakter. Nach und nach bekommen unsere beiden Helden raus, dass das Verschwinden irgendetwas mit der Tunguska-Katastrophe zu tun haben muss und begeben sich auf eine Reise, die Indiana Jones nicht hätte abenteuerlicher gestalten können.

Euch verschlägt es auf dieser Reise nacheinander nach Moskau, Sibirien, Irland, in den Himalaya sowie nach Irland und löst unterwegs jede Menge klassischer Kombinationsrätsel. Bem Rätseldesign sehr positiv aufgefallen ist, dass so gut wie nichts aus anderen Spielen recyclet wurde, sondern alle Rätsel einen sehr frischen und unverbrauchten Eindruck hinterlassen und dabei trotzdem (fast) immer logisch (nicht unbedingt immer realistisch) bleiben – eine Kunst, die nur wenige neue Adventures hinbekommen. Zudem sind die Rätsel teils sehr komplex miteinander verstrickt und bestehen nicht nur aus „bringe A nach B um C zu bekommen“. Dafür muss der Adventurefreund auf Maschinenrätsel a la Myst oder Dialogrätsel fast vollkommen verzichten. Die Dialoge bitehn zwar verschiedene Frageoptionen, letztendlich fragt man aber einfach alles der Reihe nach durch ohne Auswirkungen auf den Spielverlauf.

Was neben den sehr gelungen Rätseln und Story ebenfalls überzeugen kann ist die professionelle Ausführung des Spiels. Die Steuerung ist hervorragend durchdacht, die Wegfindung klappt problemlos, und durch einen Doppelklick auf einen Ausgang verlässt man sofort den Bildschirm – lästige Wartezeiten werden so komplett vermieden. Und wen die nervige Pixelsuche immer vom Adventurespielen abgehalten hat, darf sich freuen: Auf Knopfdruck können alle Hotspots im aktuellen Bildschirm angezeigt werden. Auch das Kombinieren von Gegenständen ist entschärft worden. Zieht man bei Tunguska einen Gegenstand über einen anderen sieht man sofort am Mauszeiger, ob sich etwas kombinieren lässt. Hier wird einem etwas Klickarbeit erspart. Natürlich sollte man versuchen möglichst auf diese Hilfsfuntkionen zu verzichten, aber für den Fall, das man sonst nur noch ratlos rumprobiert, sind diese eine sehr willkommene Erleichterung.

Auch technisch kann das Spiel als 2D-Render-Adventure vollkommen überzeugen. Die gerenderten Hintergründe sehen teilweise fantastisch aus und vermitteln eine dichte Atmosphäre. Außerdem wurden die Screens durch viele Hintergrundanimationen aufgewertet, so dass die Bilder nicht zu statisch wirken – so muss ein Adventure 2006 aussehen! Die Musikuntermalung beschränkt sich nur auf das Menü und die animierten Zwischensequenzen, ansonsten gibts passende Hintergrundgeräusche. Auf ein Schrittgeräusch wurde dagegen verzichtet, was man positiv (nervt nicht) oder negativ (da fehlt was) sehen kann.

Das alles liest sich doch jetzt sehr positiv und das sollte es auch: Tunguska ist meiner Meinung nach eines der besten Adventures der letzten Jahre, wenn nicht gar DAS beste. Zu meckern gibt es natürlich immer, aber das sind absolute Kleinigkeiten im Gesamterlebnis und Dinge die im Bereits angekündigten Nachfolgespiel hoffentlich ausgemerzt sind. Und da ich so begeistert bin gibts in diesem Falle auch als Fazit: 10/10

Hier das Spiel bestellen!

Text Copyright Axel Kothe 2006
Cover Copyright Deep Silver

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Ein Kommentar zu “Geheimakte Tunguska (Deep Silver, PC DVD, 2006)”

  1. dervideospieler » Die Kunst des Mordens - Geheimakte FBI (City Interactive, PC, 2008)

    […] Zur Überraschung aller bespreche ich heute mal wieder ein Adventure. Die Kunst des Mordens – Geheimakte FBI hat trotz des Geheimakte-Titels nichts mit Geheimakte Tunguska, dem Adventure-Hit von 2006 zu tun – hier wurde wohl versucht mit einem ähnlichen Titel auf der Erfolgswelle dieses Titels mitzuschwimmen (was offensichtlich auch geklappt hat, denn der Entwickler von City Interactive hat nicht nur einen Nachfolger zu Kunst des Mordens angekündigt, sondern auch schon noch ein weiteres Adventure veröffentlicht). Nachdem die Namensverwirrung geklärt wäre stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob das Spiel denn wenigstens qualitativ dem Geheimakte Namen gerecht wird. […]

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