Stuntman Ignition (Paradigm Entertainment/THQ, Xbox360, 2007)

Das erste Stuntman auf der Playstation2 sollte nach dem Megaerfolg Driver der nächste große Hit für Entwickler Reflections und Publisher Atari werden. Sollte. Sechs Jahre später, von einem neuen Entwickler (Paradigm Entertainment) bei einem neuen Publisher (THQ) wurde ein zweiter Versuch gestartet. Stuntman Ignition ist das Ergebnis dieser Bemühungen, die offensichtlich nicht belohnt wurden: Das Spiel landete sehr schnell auf dem Wühltisch und das Entwicklerstudio wurde vor einigen Wochen von THQ geschlossen. Zurecht? Oder hätte das Spiel einen größeren Erfolg verdient?

Das Spielprinzip hat sich zum Vorgänger nicht geändert. Weiterhin übernimmt man im Spiel die Rolle eines Stuntman, der am Steuer verschiedener Fahrzeuge die Stuntszenen (je sechs) von sechs verschiedenen Filmen übernehmen soll. Dabei gilt es genau den Anweisungen des Regisseurs zu folgen und dabei nicht zu viele Fehler zu machen, sonst heißt es ‚Cut‘ und man darf sich ne Schelte vom Regisseur abholen und die Szene von vorne beginnen. Vor jeder Szene gibt es einen kleinen Überblick über diese, sowie die wichtigsten Stunts. Neben diesen gibt es aber auch noch jede Menge kleinerer Stunts welche vom Regisseur On the Fly durchgegeben werden. Dann heißt es schnell reagieren und diese Anweisungen befolgen. Verpasst ihr 5 Stunts, ist es vorbei.

Ob andere Fahrzeuge rammen, über Schanzen springen (und im vorgegebenen Feld landen), andere Fahrzeuge rammen, Explosionen oder Turbo auslösen, knappe Überholmanöver absolvieren, mit dem Motorrad unter LKW-Anhängern durchschlittern, Gegenstände über den Haufen fahren oder 180°-Drehungen: Die Stunts sind abwechslungsreich, zahlreich, schnell aufeinanderfolgend und toll inszeniert. Wer nicht die Ideallinie fährt oder nicht schnell genug ist, hat kaum ne Chance. Auswendiglernen der Szenen ist im späteren Verlauf absolut notwendig, vor allem wenn man eine gute Endwertung erzielen will. Eine besondere Herausforderung ist es dann noch die Stunts so aneinanderzureihen, dass die ‚Chain‘ nicht abreist – gelingt das die komplette Szene hindurch, gibt die maximale Punktzahl. Noch gnadenloser sind die Challenges, wo man Stuntshows vor Livepublikum macht. Hier reicht ein einziger Fehler um den Versuch als gescheitert abzuhaken. Umso befriedigender ist es, wenn man es dann endlich geschafft hat.

Auch wenn bei den Filmen keine Lizenzen bezahlt wurden, so lassen sich doch klare Vorbilder ausmachen: Der typische Vulkanausbruchs-Katastrophen-Film, eine Geheimagentengeschichte die sehr an James Bond erinnern, ein Dukes of Hazzard -Verschnitt, ein Batman – Plagiat kann man sofort einordnen. Den Filmen entsprechend unterscheiden sich auch die Fahrzeuge, vom superschicken Sportwagen mit Raketenwerfer, über Feuerwehrtruck, Hovermobil und Monster Truck bis hin zum kleinen Motorrad ist fast alles dabei was Spaß macht und sich sehr gewöhnungsbedürftig steuert ;)

Trial & Error Auswendiglernen und QTE-artige Reaktionsspielchen, das hört sich jetzt nicht nach super Gamedesign an? Das mag vielleicht richtig sein, und trotzdem hat mir Stuntman Ignition unglaublich viel Spaß gemacht, und zwar genau so lange, bis ich überall die maximale Anzahl an Sternen hatte. Zum einen wäre da die absolut gelungene Präsentation mit den verschiedenen Filmen denen man sofort ein Vorbild zuordnen kann, den verschiedenen Charakteren der Regisseure (und deren fiese Kommentare), den Filmtrailern nach Beendigung aller Szenen, die bombastischen Filmszenen in sauberer, flüssiger Grafik, wo ständig irgendetwas explodiert, brennt oder zusammenbricht, die hohe Spielgeschwindigkeit, die passende Musik und die krachenden Soundeffekte. Zum Anderen die Motivation die Szenen perfekt abzuschließen. denn immer, wenn es nicht klappt weiß man, dass es die eigene Schuld war. Die Szenen und die Steuerung wurden in dieser Hinsicht nahezu perfekt designt: relativ einfach zu überleben, aber sehr schwer, sie zu meistern. Dementsprechend toll ist dann auch das Glücksgefühl, wenn man es dann endlich geschafft hat.

Hat sich der Kauf gelohnt? Hell, yes! Werde ich es nochmal spielen? Vermutlich nicht. Aber die Zeit, die es gedauert hat, war ein toller Ritt. Und damit locker die paar Euro wert, die derzeit dafür verlangt werden (zumindest die UK-Version kann man für rund 10-15€ bekommen). Schade, dass es wohl keinen Nachfolger mehr geben wird. Nur ein gewisses Maß an Frusttoleranz sollte man schon mitbringen. 8/10

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Stuntman Ignition Xbox360, Playstation3, Playstation2

Text Copyright: Axel Kothe / dervideospieler.de
Bilder Copyright: THQ

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