Die Kunst des Mordens – Geheimakte FBI (City Interactive, PC, 2008)

Zur Überraschung aller bespreche ich heute mal wieder ein Adventure. Die Kunst des Mordens – Geheimakte FBI hat trotz des Geheimakte-Titels nichts mit Geheimakte Tunguska, dem Adventure-Hit von 2006 zu tun – hier wurde wohl versucht mit einem ähnlichen Titel auf der Erfolgswelle dieses Titels mitzuschwimmen (was offensichtlich auch geklappt hat, denn der Entwickler von City Interactive hat nicht nur einen Nachfolger zu Kunst des Mordens angekündigt, sondern auch schon noch ein weiteres Adventure veröffentlicht). Nachdem die Namensverwirrung geklärt wäre stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob das Spiel denn wenigstens qualitativ dem Geheimakte Namen gerecht wird.

Wir übernehmen im Spiel die Rolle der FBI-Agentin Nicole Bonnet, die eine Serie von mysteriösen Morden aufklären soll. Das letzte Opfer: Ihr eigener Partner. Als einziges Indiz hinterlässt der Mörder keine herkömmlichen Spuren sondern südamerikanische Artefakte. Nun gilt es also die Verbindung der Morde zu diesen Artefakten zu suchen. Nur bedingt hilfreich ist dabei ihr neuer Partner, den sie nur telefonisch gelegentlich erreicht, ansonsten nie aufzufinden ist. Bei ihren Ermittlungen verschlägt es Nicole nicht nur in zahlreiche New Yorker Locations (Museum für Präkolumbianische Kunst, diverse Tatorte, heruntergekommene Wohngegenden), sondern auch in den Dschungel Südamerikas.

Als klassisches 3rd-Person Adventure hält sich die Kunst des Mordens an die üblichen Muster. Das (überschaubare) Inventar wird am unteren Bildschirmrand eingeblendet, per Doppelklick lässt sich Nicole zum Sprint überreden und Dialoge können Zeilenweise abgebrochen werden. Eine komfortable Hotspotanzeige ist ebenfalls eingebaut. Weniger komfortabel sind die deswegen auch etwas unverständlichen Eigenheiten des Spiels: So muss man Personen mehrmals ansprechen, um wirklich alle Infos aus ihnen herauszubekommen. Wenn das erste Gespräch beendet ist bedeutet das nicht, dass alles wichtige schon gesagt wurde. Nervig, aber nicht so schlimm. Viel schlimmer ist die extreme Linearität des Spiels. Objekte können erst eingesammelt werden, wenn klar ist, wofür sie gebraucht werden – auch wenn das dem Spieler sofort offensichtlich ist. Genauso zickt das Spiel auch beim Kombinieren von Gegenständen. Besonders ärgerlich, wenn jeder eigentlich logische Versuch mit einem blöden Kommentar (von denen es auch nur wenige gibt und sie sich deshalb auch ständig wiederholen) bedacht wird. Irgendwie fühlt man sich ständig von der Logik des Spiels gegängelt und kann so nie richtig in die Welt abtauchen.

Dabei würden sich die insgesamt gelungenen Grafiken durchaus dazu eignen, den Spieler abtauchen zu lassen. Fast alle Screens wurden mit viel Liebe zu Details gerendert und machen einen sehr ordentlichen Eindruck. Ein paar mehr Animationen, die den Hintergrund beleben hätten dem Spiel noch ganz gut getan, genauso wie ein paar mehr Charaktere die sich auf den Screens tummeln. So wirkt alles recht starr und leblos, ansonsten aber kann es sich (vor allem auch für ein Erstlingswerk im Genre, basierend auf Wintermute, einer frei verwendbaren Adventure-Engine) durchaus sehen lassen. Das Gleiche gilt für die ordentliche Soundkulisse samt Synchronisation, hier gibts eigentlich nichts zu meckern.

Trotzdem fehlt dem Spiel im Vergleich zu den Genrekollegen doch das gewisse Etwas, alles wirkt wie eine spürbar schlechtere Kopie der großen, offensichtlichen Vorbilder Geheimakte Tunguska und Still Life. Weder die eher behäbig inszenierte Geschichte, noch das Gameplay oder die Technik können da konkurrieren. Arg lang ist man mit dem Spiel auch nicht beschäftigt, 8-10 Stunden sollten reichen das Geheimnis zu lüften. Das ist allerdings inzwischen schon fast Standard bei den aktuellen Adventures, deswegen will ich da eigentlich nicht meckern (allerdings erklärt die kurze Spielzeit auch, warum die ursprünglich auf der Webseite des Spiel angepriesene Spielzeit von über 20h einige Wochen vor dem Release spurlos verschwunden ist *g*). ein durch und durch durchschnittliches Adventure, dass man sich mal günstig holen kann, wenn man die vielen besseren Titel schon durch hat. 5/10

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Text Copyright Axel Kothe 2008
Cover Copyright City Interactive

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Ein Kommentar zu “Die Kunst des Mordens – Geheimakte FBI (City Interactive, PC, 2008)”

  1. dervideospieler » Das Vermächtnis - Testament of Sin (City Interactive, PC, 2008)

    […] Bevor City Interactive den Nachfolger ihres Adventure-Debuts “Die Kunst des Mordens” im Frühjahr 2009 auf den Markt wirft, versuchen sie die Adventuregemeinde mit dem Verschwörungsthriller Das Vermächtnis – Testament of Sin zu beglücken. Die Kunst des Mordens war für ein Debutwerk eine ordentliche Leistung, und dementsprechend war ich sehr gespannt, ob die Entwickler beim zweiten Adventure die noch vorhandenen Mängel beseitigen konnten. […]

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